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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Jagd auf Betreiber von Bittorrent-Trackern geht weiter



kingweed
05.04.2009, 16:59
Polizei durchsuchte mehrere Wohnungen und beschlagnahmte Hardware

Das Landeskriminalamt Brandenburg hat die Wohnung eines Tracker-Betreibers in Eberswalde durchsucht. Ihm wird vorgeworfen, Beihilfe zur Verbreitung von Schwarzkopien geleistet und zahlenden Nutzern mehr Bandbreite zur Verfügung gestellt zu haben. Einige Tage zuvor hatten andere Tracker-Betreiber Besuch von der Polizei bekommen.



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In einem Verfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) durchsuchten am 1. April 2009 Beamte des LKA Brandenburg die Wohnung eines 32-jährigen Eberswalders. Er ist laut einer gemeinsamen Ankündigung der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) und des Landeskriminalamtes Brandenburg "dringend verdächtig, als sogenannter Tracker-Betreiber in erheblichem Umfang Beihilfe zur unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke geleistet zu haben."

Nicht die Polizei, sondern die GVU hatte im Juni 2008 ermittelt, dass der Verdächtige eine Portalseite betreibt, über die die Nutzer nach Registrierung Zugang zu Bittorrent-Links zu Schwarzkopien hatten. Für den Tracker dahinter gab es Regeln, die beispielsweise festlegten, dass für jedes Gigabyte an Download mindestens 700 Megabyte der gleichen Datei für mindestens zwei volle Tage wieder zum Upload zur Verfügung zu halten sind. Bei Missachtung der Regeln drohte laut GVU die Verbannung aus dem Netzwerk.

Der Tracker-Betreiber habe zudem Uploadkontingente gegen Bezahlung gewährt. "Ab einem Betrag von 51 Euro wurde ein VIP-Status vergeben. Anhand dieser Erkenntnisse stellte die GVU Strafantrag wegen des Verdachts auf gewerbsmäßige unerlaubte Verwertung", heißt es in der Pressemitteilung vom 2. April 2009.

Zur Sicherung von Beweismittel wurde am 1. April die Wohnung des Eberswalders durchsucht, die Computeranlage und vier Festplatten unterschiedlicher Größe sichergestellt sowie gleichzeitig die Daten des genutzten Servers einer Firma in Saarbrücken gesichert - insgesamt 20 Terabyte an Daten.

Im Rahmen der Ermittlungen soll nun die Identität möglicher Benutzer des Bittorrent-Trackers festgestellt werden. Im Juni 2008 sollen es 2.038 Nutzer gewesen sein, die Zugriff auf 442 verschiedene Schwarzkopien hatten - aus den Bereichen Film, Musik, Hörspiel, Software und hier auch Konsolen- und PC-Spiele.

In Niedersachsen gab es am 18. März 2009 Durchsuchungen in drei Privatwohnungen in Lüneburg, Braunschweig und Wolfenbüttel. Drei Männer und eine Frau sollen gemeinsam einen Tracker betrieben und Nutzern gegen Zahlung von bis zu 75 Euro Downloadkontingente gewährt haben. Ab einem Betrag von 100 Euro vergaben die Trackerbetreiber verschiedene Nutzungsprivilegien. Zum Zeitpunkt des Strafantrags, im Juni 2008, sollen über den Tracker rund 300 verschiedene Schwarzkopien zum Download zur Verfügung gestanden haben. Die Beamten beschlagnahmten 7 Rechner, mehrere Festplatten und schriftliche Unterlagen in den drei Wohnungen. Mehrere gebrannte DVDs und CDs mit aktuellen Kinofilmen, Spielen und Anwendungen wurden zudem in Wolfenbüttel und Braunschweig sichergestellt.

Bereits am 10. Februar 2009 war von der Bezirkskriminalinspektion Flensburg die Wohnung eines 28-jährigen Mannes auf der Nordseeinsel Föhr durchsucht worden - wegen des Verdachts auf gewerbsmäßige Urheberrechtsverletzungen. Die GVU hatte nach ihren eigenen Ermittlungen im April 2008 einen Strafantrag gegen den damals noch unbekannten Tracker-Betreiber gestellt. Der Beschuldigte soll einen gewerblichen Bittorrent-Tracker betrieben haben, dessen rund 3.000 angemeldete Mitglieder rund 2.400 verschiedene Schwarzkopien aus den Bereichen Film, Musik und Software tauschten.

Bei der Durchsuchung stellten die Beamten drei Rechner, eine externe Festplatte, eine Playstation 3 mit Spielen - die von der GVU ohne genauere Ausführung als illegal bezeichnet wurden - und 400 gebrannte DVDs mit Kinofilmen sicher, von denen einige erst kürzlich im Kino angelaufen sind oder noch nicht legal auf DVD zu erwerben sind. Einnahmen seien zum einen durch Werbung auf der zugehörigen Webseite, zum anderen durch Zahlung von beispielsweise 50 oder 100 Euro für größere Downloadkontingente erzielt worden.

Als Betreiber des Trackers habe der Mann zudem die Zugänge der Nutzer verwaltet und die Einhaltung der von ihm aufgestellten Regeln überwacht. Auch hier mussten für jedes heruntergeladene GByte einer Datei mindestens 700 MByte der gleichen Datei hochgeladen werden. "Uploader zwang er, mindestens vier Raubkopien im Monat hochzuladen", heißt es in der Pressemitteilung vom 25. März 2009. Bei Missachtung der Regeln drohte eine Verbannung aus dem Netzwerk.

Dem Beschuldigten drohen nun eine empfindliche Geldstrafe und die Vernichtung der von ihm erstellten DVDs. "Des Weiteren muss er mit dem Verlust seiner beschlagnahmten Geräte rechnen. Das Gesetz sieht in solchen Fällen die Einziehung vor, da sie Tatmittel zur Begehung der Straftaten waren. Schwerer könnte aber noch der zivilrechtliche Aspekt wiegen: Bei der Menge und der Aktualität der rechtswidrig zur Verfügung gestellten und getauschten Filme sowie Spiele kann mit hohen Schadensersatzforderungen der geschädigten Rechteinhaber gerechnet werden", so die GVU, die damit Nachahmer abzuschrecken versucht.

Alle Tracker wurden laut GVU beim Provider OVH in Frankreich gehostet.


Quelle: golem.de