Der angeblich größte Schützer vor Internet-Attacken, Thomsn aus Florida, besser bekannt als USA-Dateiload, ist pleite, weil Thomsn den Internetkrieg gegen 13speedest37 alias Dominik Bauer (19) aus Wien offenbar verloren haben soll. Bauer war erst Kunde, dann Feind von Thomsn. Bauer wurde zwar wegen DDoS-Attacken auf Bestellung und Kreditkartenhandel am 24. November 2009 bei Wien verhaftet, aber nach nur zwei Nächten wieder auf freien Fuß gesetzt. Thomsn gab im Mai 2010 auf, die beiden deutschen Chefs tauchten ab und ließen zahlreiche ratlose Kunden und eine ahnungslose Finanzchefin zurück.
Lori Saul (54) aus Florida schuftet 50 Stunden in der Woche als Sekretärin in einem Einzelhandelsgeschäft und verdient 8 Euro die Stunde. Jetzt verlangt ein Inkasso-Büro von ihr die Begleichung von 40.000 Euro Mietschulden an ein großes Rechenzentrum namens Netriplex in Asheville in North Carolina. Nicht in ihrer Eigenschaft als Sekretärin, sondern als wohl einzige Ansprechpartnerin des mutmaßlichen Weltunternehmens Thomsn LLC, das sich nun als ein Phantom-Unternehmen herausstellte, bei dem weder die Firmengeschichte noch die Inhabernamen stimmten. Hintermänner sind zwei Deutsche, die vor den Gläubigern und Kunden abgetaucht sind.
Lori Saul hat wohl einen Fehler gemacht, als sie sich vor drei Jahren von ihrer mutmaßlichen Bekannten Karin Rohret aus Florida, die öfter mal Ausländern zu USA-Firmensitzen verhilft, breitschlagen ließ, für zwei Deutsche in Miami eine Firma zu gründen: Thomsn, besser bekannt unter den Internetmarken USA-Dateiload.net und Dateiload.us. Das Rechenzentrum, bei dem sich Thomsn einmietete, schaltete am 13. Mai 2010 alle Server ab, da Thomsn seine Rechnungen schon lange nicht mehr bezahlen konnte.
USA-Dateiload war eine Internet-Berühmtheit und galt lange Zeit als Ikone für absolute Meinungsfreiheit und Schutz vor Computerkriminalität. Jeder konnte dort gegen Vorkasse völlig anonym und damit frei von Abmahnanwälten seine Server und Domains anmelden. Und der deutschsprachige Service versprach einen absoluten Schutz vor DDoS-Angriffen (Massenmüllanfragen), mit denen Internetportale aus dem Netz geschossen werden.
Sekretärin Lori Saul machte zumindest auf dem Papier eine steile Karriere. Auf der Homepage von USA-Dateiload wurde sie von heute auf morgen als U.S.-Anwältin mit deutscher Zulassung geführt. Bei der Firma Thomsn erhielt sie den Titel "Chief Financial Officer" (CFO), vergleichbar mit einer Prokuristin in Deutschland. Doch die neuen Titel brachten Lori Saul kein Glück. Das Firmenkonto ist nach ihrer Information tief in den roten Zahlen, Kunden fordern ihre 40 Server (Preis rund 2.500 Euro pro Stück) zurück, die aber alle bei Netriplex stehen. Und Netriplex gibt zumindest die Hardware der Kunden nicht frei, bevor sie nicht die 40.000 Euro Zahlungsrückstände von USA-Dateiload bekommen hätten. Doch woher soll Lori Saul das Geld nehmen?
Lori Saul schrieb dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net.: Zitat:
Gerry (so nennt sich einer der deutschen Chefs - Anmerkung der Redaktion) musste seit März 2010 die meiste Zeit ins Krankenhaus. Und als wir nicht mehr in der Lage waren, die Mai-Miete für die Periode 10. Mai bis 10. Juni 2010 zu bezahlen, cancelte Netriplex den Vertrag mit Thomsn und schaltete alle Server ab. Sie schickten ihre Forderung zu einer Collection Agency. Ich erhielt eine E-Mail, dass die Schulden sich auf 50.000 Dollar belaufen würden. Ich habe niemals einen Vertrag gesehen, noch die Endrechnung.
Es ist kein Geld für einen Anwalt vorhanden (Anmerkung der Redaktion: Der ehemalige Thomsn-Anwalt Jochen Jüngst aus Hamburg soll aufgrund der Zahlungsunfähigkeit das Mandat niedergelegt haben). Es ist kein Geld auf dem Bankkonto. Gerry und Bob (so nennt sich der zweite deutsche Chef - die Redaktion) handelten immer online. Es gibt kein Büro. Es gibt keine Angestellten. Ich kann niemanden ereichen, auch nicht Gerry. Ich bin mir nicht einmal sicher, ober er noch am Leben ist. Das Letzte, was ich hörte, war, dass bei ihm eine potentiell fatale Krankheit diagnostiziert worden sei.
Ich verstehe Netriplex, die für den gebrochenen Vertrag bezahlt werden möchte. Aber ich sehe nicht, woher das Geld kommen soll. Die Situation gleicht zur Zeit einer Sackgasse.
Lori Saul gab gegenüber GoMoPa.net zu, dass sie die deutschen Hintermänner nie zu Gesicht bekam. Sie seien ihres Wissens nach nie in den USA gewesen.
Keiner der Kunden bekam über das Abschalten von USA-Dateiload.net und Dateiload.us von Thomsn eine persönliche Mitteilung. Am 18. Mai 2010 veröffentlichte die Firma auf der Seite USA-Dateiload.net eine kurze Erklärung für den Absturz und erwähnte mit keinem Wort die Zahlungsunfähigkeit (Auszug):
Zitat:
Wegen eines Hardwareschadens sind unsere Server zur Zeit nicht erreichbar und unsere Webseiten zur Zeit geschlossen. Es werden zur Zeit keine weiteren Bestellungen angenommen.
Dazu kommt eine schwere Krebserkrankung des Eigentümers, welche stationär behandelt wird und die Folgen noch nicht abzusehen sind.
Eine Woche später bot dann USA-Dateiload einen Domain-Umzugsservice an. Man müsse nur einen gewissen Nik per E-Mail (dateiloaddomains@googlemail.com) anschreiben und einen Eigentumsnachweis erbringen.
Wer sind nun die deutschen Hintermänner, die selbst Finanzchefin Lori Saul nur als Gerry und Bob vom E-Mail-Verkehr kennt?
Gerry Starr gibt es ebensowenig wie die Thomsn Incorporation in Miami Beach in Florida. Die Anschrift "Collins Avenue 601" und Telefonnummern sind von einer echten Firma namens ALTON LLC und ihrem Label US-Corporation geklaut worden. Der eingetragene Webseitenbesitzer von Thomsn Inc., ein Herr Thomas Schmidt, ist ausgedacht. Der Besitzer von ALTON LLC (US-Corporation), Max Karagoz, schrieb GoMoPa.net:
Zitat:
Das ist eindeutig gefaked, anscheinend sind die Whoisdaten einfach gefälscht worden und unsere Daten eingefügt worden. Die Telefonnummern sind auch von uns, die unten aufgeführt werden.
Jetzt, wo ich die E-Mail-Adresse
gs@meinefreiheit.com sehe, erinnere ich mich dunkel daran, dass mal jemand bei uns angerufen hatte und nach dieser Firma gefragt hat beziehungsweise eine Domain kaufen wollte, die auf diese E-Mailadresse/Firma lief.
Allerdings kann ich Ihnen zusichern, dass wir noch nie in irgendeiner Art geschäftlich oder privat mit der besagten Firma oder den Personen zu tun hatten.
Eine Suche auf
www.sunbiz.org - Inquire by Name haben Sie sicherlich schon gemacht und gesehen, dass es keine Thomsn Inc. gibt.