Schock-Prozess - Mutter spritzte Baby Kot in die Venen
Heike Schumann (30) aus Reinickendorf sitzt im Landgericht auf der Anklagebank. Sieht man diese Frau mit ihren 1,45m und 40 Kilogramm, würde man ihr nicht zutrauen, was ihr vorgeworfen wird: Sie soll ihren kleinen Sohn Carlos (3) fast totgespritzt haben.
Wochenlang stehen die Ärzte vor einem Rätsel: Warum wird der kleine Carlos nicht gesund? Für die ständigen Fieberschübe und Blutvergiftungen scheint es keine Erklärung zu geben. Erst der Chefarzt spricht einen grausamen Verdacht aus: Da es keinerlei Ursachen für all diese Erkrankungen zu geben scheint, müsse man auch an das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom denken. Die Betroffenen verletzen ihre eigenen Kinder, um während der Behandlung mehr Zuwendung zu bekommen und die besorgte Mutter in den Augen anderer sein zu können.
Erst die Befragung der Krankenschwester ergab, dass wohl etwas faul sein müsste. Beim Reinigen des Zimmers erblickte diese zunächst einige Spritzen, was auf den ersten Blick in einem Krankenhaus auch nicht ungewöhnlich war, doch beim genaueren Hinsehen erkannte sie, dass diese Spritzen am Ende bräunlich verfärbt waren. Die Untersuchung ergab, dass sich in zwei der fünf Spritzen Kot-Reste von Heike Schumann befanden. Seit Februar muss sich die Frau nun vor dem Landgericht Berlin verantworten. Zunächst ging die Staatsanwaltschaft von versuchtem Mord aus. Heike Schumann soll ihrem Sohn ihre eigenen Exkremente über dessen permanenten Venen-Zugang gespritzt haben.
Ihre Schwiegermutter beschreibt sie als eine fröhliche und lebhafte Person, jedoch nichts von ihrem familiären Hintergrund. So wurde erst nach der Katastrophe bekannt, dass die Mutter des kleinen Carlos in einem lieblosen Elternhaus aufgewachsen war, wo ihr alkoholkranker Vater nur so vor Willkür, Angst und Bedrohung zu sprühen schien. Zusätzlich wurde sie jahrelang von ihrem Onkel sexuell missbraucht. Als sie schwanger wurde, lies sie das Kind abtreiben. Erst eine Drohung ihres Onkels, mehr Kinder vergewaltigen zu wollen, brachte sie zur Anzeige und trieb ihn in den Selbstmord. Fortan verletzte sie sich selbst. Ständig litt sie an Fieberschüben, eine Therapie lehnte sie stets ab.
Als sie ihren Mann kennen lernte, schien die Frau nach außen hin stabiler zu werden. Doch die überraschende Schwangerschaft mit Carlos zerstörte diesen Wunschtraum. Nach der Geburt litt das Kind an einer „Gedeihstörung“. Verteidigerin Brigitte Kolb glaubt, dass dies wohl der Magersucht der Mutter zuzuschreiben war. Eine zweite Schwangerschaft brach Heike Schumann ab. Der kleine Carlos schien plötzlich drastisch abzunehmen, obwohl er immer Hunger hatte und gerne aß. 2007 wog er mit etwa zwei Jahren nur noch neun Kilo. In der Klinik wurde ihm dann ein permanenter Zugang in die obere Halsvene gelegt, wodurch man ihn mit Flüssigkeit versorgen wollte. Vier Wochen später bekam Carlos über 40 Grad Fieber. Daraufhin wurde er auf die Intensivstation verlegt, wogegen die Mutter seltsamerweise protestierte. Immer wieder bekam der Kleine eine Blutvergiftung, woran er letztendlich auch verstarb.
Quelle: technobase.fm