Jedes zweite Opfer jünger als 7-jährig

Mehr Gewalt an Kindern: Die Kinderschutzgruppe des Zürcher Kinderspitals hat im letzten Jahr 455 Fälle von Kindsmisshandlungen registriert, 13 Prozent mehr als 2007. Bei knapp einem Drittel aller Fälle ging es um sexuelle Gewalt.

Die grösste Kinderschutzgruppe der Schweiz war im letzten Jahr mit deutlich mehr Fällen von Kindsmisshandlungen konfrontiert, wie das Zürcher Kinderspital am Montag mitteilte. Er sei überrascht von der erneuten Zunahme, sagte der Arzt Ulrich Lips, Leiter der Kinderschutzgruppe, auf Anfrage der SDA.
Der Anstieg hänge wohl mit der weiter gewachsenen Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema Gewalt an Kindern zusammen, was grundsätzlich zu begrüssen sei. Auch die entsprechende Anlaufstelle in Winterthur habe 2008 eine Zunahme verzeichnet.
Zwei Drittel aller misshandelten Kinder waren Mädchen (302), was dem langfristigen Trend entspricht. Bei 165 der 455 Fälle ging es um sexuelle Gewalt. 43 Prozent der Täter im Bereich sexueller Gewalt waren minderjährig, damit blieb der Anteil gegenüber dem Vorjahr (43,2 Prozent) stabil.
Jedes zweite Opfer jünger als 7-jährig
141 Fälle betrafen körperliche Gewalt. Bei 72 misshandelten Kindern ging es um psychische Gewalt und 50 Fälle zählten zur Kategorie «Vernachlässigung». Eine genaue Aufschlüsselung nach Alter konnte die Beratungsstelle am Montag noch nicht liefern. Laut Lips war aber die Hälfte der misshandelten Kinder jünger als 7 Jahre.
Stärker ins Gewicht gefallen als in den letzten Jahren ist 2008 die Zahl vernachlässigter Kinder. Dabei ging es meist um Eltern, die wegen eigener psychischer Probleme die elementarsten Bedürfnisse ihrer Kinder nicht befriedigen konnten.
Als weitere Auffälligkeit im letzten Jahr nennt Lips die psychische Misshandlung von Kindern durch zerstrittene Eltern, die geschieden waren oder sich in Scheidung befanden: Sie wurden von den Eltern im Scheidungskampf als Druckmittel eingesetzt.
Die erste Kinderschutzgruppe der Schweiz feiert 2009 ihr 40-jähriges Bestehen. Im Oktober findet ein Jubiläumssymposium statt.

Quelle: SDA/ATS