Strategie für Sicherung des Cyberspace vorgestellt Um der Bedrohung durch Geheimdienste, Kriminelle und Terroristen im Internet zu begegnen, hat die britische Regierung eine Cybersicherheitsstrategie vorgestellt. Sie sieht unter anderem den Aufbau einer Truppe aus Hackern vor, die ihre Kenntnisse in den Dienst der Regierung stellen sollen.
Die britische Regierung hat beschlossen, zwei Stellen für Cybersicherheit einzurichten: das Office of Cyber Security (OCS) und das Cyber Security Operations Centre (CSOC). Beide sollen das Land und seine Bürger vor Bedrohungen über das Internet schützen, sagte Premierminister Gordon Brown. Die Maßnahme ist Teil der neuen nationalen Sicherheitsstrategie der Regierung.

Laut der britischen Strategie für Cybersicherheit (Cyber Security Strategy) sollen mit oberster Priorität die wichtigen Computersysteme von Regierung und Unternehmen gesichert und Cyberkriminalität bekämpft werden. Für den Fall einer Cyberattacke sollen Notfallpläne entwickelt werden. Die britische Regierung will sich dafür einsetzen, dass internationale Gesetze für diesen Bereich geschaffen werden. Eine Kommission soll sicherstellen, dass "die Maßnahmen der Regierung für Cybersicherheit nicht mit den persönlichen Freiheiten bei der Nutzung des Cyberspace kollidieren."

Hacker in Regierungsdiensten

Das OSC wird direkt dem Cabinet Office unterstellt und ist für alle Maßnahmen der Regierung im Bereich Cybersicherheit verantwortlich. Es wird sich um rechtliche und ethische Fragen ebenso kümmern wie um eine internationale Zusammenarbeit. Das CSOC wird am Government Communications Headquarters (GCHQ) in Cheltenham angesiedelt sein. Seine Aufgabe ist es, die Entwicklungen im Internet zu beobachten und so die Bedrohungen besser einschätzen zu können. In Falles eines Angriffes wird das CSOC die Abwehrmaßnahmen koordinieren. Außerdem soll es Unternehmen und Öffentlichkeit über Gefahren aufklären.

Als Mitarbeiter für das CSOC hat die Regierung ehemalige Hacker angeheuert, die im Kampf gegen Cyberkriminelle helfen sollen. Dafür brauche man junge Leute, die mit der Materie vertraut seien, sagte Alan West, Staatssekretär für Sicherheit und Terrorismusbekämpfung im Innenministerium, der BBC. "Wenn sie früher böse Jungs waren, dann helfen sie oft gern dabei, andere böse Jungs aufzuhalten." Die neuen Regierungsmitarbeiter seien aber keine "Ultrakriminellen".


Den Cyberspace sichern wie einst die Meere und den Luftraum

"Wir müssen im 21. Jahrhundert unsere Stellung im Cyberspace absichern, damit Bürger und Unternehmen das Vertrauen haben, dass sie dort sicher agieren können, so wie wir im 19. Jahrhundert um der Sicherheit und des Wohlstands unserer Nation willen die Weltmeere und im 20. Jahrhundert den Luftraum sichern mussten", sagte Brown anlässlich der Vorstellung der Cyber Security Strategy.

Großbritannien ist laut West ständig Angriffen aus dem Internet ausgesetzt. British Telecom (BT), der größte Telekommunikationsanbieter und Provider des Landes, etwa verzeichne 1.000 Attacken am Tag auf seine Systeme. Gefährdet seien auch kritische Infrastrukturen wie die Stromversorgung, wichtige Wirtschaftszweige oder Regierungsstellen.

Zu den Hauptakteuren zählt er Staaten wie Russland und China. Seine Regierung habe sie mehrfach aufgefordert, diese Aktionen einzustellen. Die beiden Länder werden häufig im Zusammenhang mit Cyberspionage und Cyberwar genannt, weisen diese Vorwürfe aber ebenso regelmäßig vehement zurück. Laut West sind aber auch Terroristen mehr und mehr im Cyberspace aktiv.

Britanniens Cyberstrategie ist nicht nur defensiv

Der Sicherheitsbeauftragte gab zu, dass die britische Cyberstrategie nicht nur defensiv ausgerichtet ist, im Notfall könne man auch zurückschlagen. "Wir können Dinge tun und haben sehr gute und talentierte Leute, die daran arbeiten", wand sich West um eine klare Aussage. Es wäre "unklug von einem Land, nicht über die Fähigkeit zu verfügen, den Cyberspace für seinen Schutz und seine Sicherheit zu nutzen." Allerdings betreibe Großbritannien keine Industriespionage in anderen Ländern.

In dieser Woche hat auch die US-Regierung mit Cybercom eine Kommandostelle eingerichtet, die die US-Militärnetze gegen Angriffe über das Internet schützen soll. Der konservative britische Abgeordnete Crispin Blunt warf der Regierung vor, ihre Cyber Security Strategy sei nur ein müder Abklatsch der Initiative der US-Regierung.



Quelle: golem.de