Im Kampf gegen Cyberkriminalität schlug der EU-Ministerrat am gestrigen Montag eine neue Maßnahme vor: ein "Internationales Cybercrime-Zentrum" soll künftig die Befugnis haben, Domains und IP-Adressen zurückzuziehen.

Das Internationale Cybercrime-Zentrum soll eine neue Organisation sein, möglicherweise der EU-Polizei Europol untergeordnet, die sich mit Cyberkriminalität befasst. Es es soll verschiedene neue Maßnahmen umsetzen, über die in den vergangenen Tagen beraten wurde. Von den Vorschlägen, wie künftig gegen Internet-Verbrechen wie Betrug, Spam und Malware-Verbreitung vorgegangen werden kann, war derjenige, IPs und Domains einzuziehen, am Aufsehen erregendsten.

Mit den neuen Vorschlägen soll sich nun die EU-Kommission befassen. Diese soll neben konkreten Maßnahmen auch detaillierte Vorschläge zu Ziel, Umfang und Finanzierung des neuen Anti-Cybercrime-Zentrums erarbeiten.

Das Zurückziehen von Domains wäre vom organisatorischen Standpunkt her relativ gut umsetzbar, da es zentral über die Registrare (wie in Deutschland die DENIC) geschehen könnte. Bei IP-Adressen würde sich dies aufgrund der zahlreichen Provider - von denen einige womöglich nicht besonders motiviert wären, sich den Vorgaben des neuen EU-Zentrums zu beugen - und des Fehlens zentraler Datenbanken schwieriger gestalten.

Neben diesem Vorschlag wurden auch noch andere Details der Kriminalitätsbekämpfung im Internet besprochen. So sprachen sich die Beteiligten dafür aus, dass das neue Anti-Cybercrime-Zentrum die Ermittlungsbehörden der Mitgliedsländer "ermutigen" solle, Informationen über Kinderpornographie im Internet auszutauschen und jährliche gemeinsame Berichte über Online-Kriminalität zu verfassen. Zudem soll das Zentrum mit Opfergruppen und der Industrie zusammenarbeiten und Sicherheitsstandards erarbeiten.

Quelle: www.gulli.com