Webdienste bieten Eltern an, das Verhalten ihrer Kinder in sozialen Netzwerken zu überwachen und zu dokumentieren.

Die meisten Eltern sorgen sich um das Wohlergehen ihrer Kinder. Das war schon so, bevor das Internet zum Massenmedium wurde, und an dieser Tatsache hat sich auch danach nichts geändert. Im Zeitalter von sozialen Netzwerken ist es jedoch für Eltern wesentlich schwieriger geworden, ihre Kinder "im Auge" zu behalten, vor allem, weil viele Sprößlinge sich wesentlicher besser mit dem Netz auskennen als ihre Erziehungsberechtigten. Bisher hatten diese die Möglichkeit, den Nachwuchs durch Filter, Blocker und Zugangssperren unter Kontrolle zu halten. Es gibt jedoch auch immer mehr Dienste, die besorgten Eltern anbieten, die Aktivitäten ihrer Kinder in Social Networks zu beobachten.

Um das zu ermöglichen, müssen zunächst die E-Mail-Adresse des Kindes und die postalische Anschrift der Eltern angegeben werden. Danach wird entweder das Kind um die Verlinkung mit dem Account gebeten oder der Account der Eltern wird verlinkt, wenn diese in der Freunde-Liste des Kindes sind. Dann kann alles, was der Sprößling schreibt oder an Mitteilungen erhält, aufgezeichnet werden. Die Erziehungsberechtigten bekommen dann aufbereitete Berichte darüber, in denen aufgezeigt werden soll, welche Aktivitäten gefährlich sind und welche nicht. Als "gefährlich" wird bereits eingestuft, wenn Freunde aus sozialen Netzwerken wesentlich älter sind oder Worte fallen wie "Selbstmord" oder "töten".

Diese Dienste haben jedoch auch einige Nachteile. Sie decken lediglich die Social Networks ab, wiegen die Eltern in falscher Sicherheit und können auch Fehlalarme produzieren, zum Beispiel wenn ältere Verwandte als Freunde des Kinds gelistet sind. In Europa werden solche Dienste wie "Safety Web", "SocialShield" oder "MyChild" bisher nur selten genutzt. "Was Eltern eher nutzen, sind Filter, die mit Antivirus-Programmen oder im Betriebssystem mitgeliefert werden. Diese beinhalten Funktionen wie Zeitüberwachungen, Schwarz- und Weißlisten oder die Filterung von Schlüsselwörtern", so Bernhard Jungwirth, Projektkoordinator bei safeinternet.at. Er hält solche technischen Maßnahmen zum Schutz des Nachwuchses auch nur teilweise für sinnvoll. "Bei den Jüngsten helfen sie durchaus, vor Popups mit pornografischem Inhalt oder Folgen eines Vertippens bei der Internetadresse zu schützen. Jugendliche, die es darauf auslegen, werden problematische Inhalte aber immer finden. Zudem kann der ältere Mann, vor dem gewarnt wird, auch der Onkel sein. Die Realität ist viel zu komplex für die Erfassung durch Software und es gibt keinen 100-prozentigen Schutz". Insofern sind die Eltern auch weiterhin von ihrer Pflicht, ihre Kinder durch Erziehung zu schützen, nicht entbunden. Ganz davon abgesehen bleibt ein weiterer Aspekt. Auch Jugendliche haben ein Recht auf Privatsphäre. Inwiefern diese noch besteht, wenn jedes Wort, das sie in den Social Networks schreiben, mitgelesen wird, darf hinterfragt werden.



Quelle: pressetext.com bzw. gulli.com - news - Überwachung von Kindern in Social Networks