Nach der Veröffentlichung geheimer Afghanistan-Papiere durch die Internetseite Wikileaks wurde diese von der US-Regierung scharf kritisiert. Die Aktion gefährde die nationale Sicherheit, hieß es.



Die Veröffentlichung von zehntausenden geheimen Dokumenten zum Afghanistan-Krieg im Internet hat erheblichen Wirbel ausgelöst. Während die US-Regierung die Veröffentlichung durch die Internetseite WikiLeaks scharf kritisierte, kündigte die Bundesregierung eine Prüfung der Unterlagen an. In den Dokumenten wird unter anderem dem pakistanischen Geheimdienst vorgeworfen, mit den Taliban zusammenzuarbeiten. Die brisanten Dokumente wurden dem auf Enthüllungsgeschichten spezialisierten Internetportal WikiLeaks von bisher unbekannter Seite zugespielt. WikiLeaks wiederum gab das Material, rund 92.000 Dokumente, an Medien in den USA, Großbritannien und in Deutschland weiter.

Laut dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" zeichnen die Einsatzberichte und Dokumente aus dem US-Verteidigungsministerium aus unmittelbarer Sicht der Soldaten ein "ungefiltertes Bild des Krieges" und ein "düsteres Bild" von der Lage in Afghanistan. Zudem zeigten die Dokumente, dass der Krieg im Norden des Landes, wo die Bundeswehr stationiert ist, immer bedrohlicher werde. Die Dokumente offenbaren demnach auch, dass der pakistanische Geheimdienst der "vermutlich wichtigste außerafghanische Helfer der Taliban" ist. Abgesandte des pakistanischen Geheimdienstes sind dem Bericht zufolge dabei, wenn sich Aufständische zum Kriegsrat treffen und sollen auch präzise Mordbefehle erteilen, etwa gegen den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai.

US-Regierung: Bedrohung der Sicherheit

Das Weiße Haus reagierte verärgert auf die Enthüllungen. Diese könnten "das Leben der Amerikaner und ihrer Partner gefährden und unsere nationale Sicherheit bedrohen", sagte der Nationale Sicherheitsberater James Jones. Der pakistanische Botschafter in den USA, Husain Haqqani, bezeichnete die Veröffentlichung der Geheimdokumente als "unverantwortlich", da sie nicht die "tatsächlichen Gegebenheiten" widerspiegelten. Die US-Regierung räumte allerdings ein, dass ihr die Verbindungen des pakistanischen Geheimdienstes zu Aufständischen seit geraumer Zeit Sorgen bereiten.

Sowohl das Bundesaußenministerium als auch das Bundesverteidigungsministerium kündigten an, die Unterlagen zu prüfen. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, es müsse ausgewertet werden, was der Bericht möglicherweise an neuen Erkenntnissen biete. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, es werde untersucht, ob auch deutsche Sicherheitsinteressen beeinträchtigt sein könnten. Eine Sprecherin des britischen Premierministers David Cameron sagte, die Veröffentlichung der geheimen Unterlagen sei "bedauerlich". Außenminister William Hague dagegen spielte den Bericht herunter. "Wir verbringen unsere Zeit nicht damit, Enthüllungen anzuschauen, wir setzen die international abgestimmte Strategie fort."

"Missbrauch der Mächtigen aufdecken"


Einer der WikiLeaks-Gründer, der Australier Julian Assange, begrüßte die ausgelöste Kontroverse. Guter Journalismus müsse den Missbrauch der Mächtigen aufdecken. Wenn dies geschehe, gebe es immer Gegenreaktionen, sagte er "The Guardian". Die Internetplattform WikiLeaks will mit der Veröffentlichung von geheimen Dokumenten aus anonymen Quellen Missstände öffentlich machen. Im April hatte ein von WikiLeaks veröffentlichtes armeeinternes Video der US-Streitkräfte weltweit für Bestürzung gesorgt. Es zeigte den tödlichen Beschuss irakischer Zivilisten durch einen US-Kampfhubschrauber.

Quelle: N24.de