WikiLeakiLeaks, das WikiLeaks für WikiLeaks


Die Gawker-Bloger wollen die Schmutzwäsche von WikiLeaks waschen - und alle sollen helfen. Außerdem: Google krempelt die Inbox um und bringt eine Nachrichtensendung, Indien gibt Blackberrys eine Schonfrist und bei Chatroulette 2.0 hat sich nichts geändert. Das und mehr im Überblick.

"Es ist Zeit, WikiLeaks der WikiLeaks-Behandlung zu unterziehen." fordert das US-Mediennetzwerk Gawker. Weil die Informantenseite WikiLeaks.org selbst "so offen wie Nordkorea" sei und dringend "die radikale Transparenz" benötigte, die es selbst immer fordert, habe man WikiLeakiLeaks.org eröffnet: "Deine Quelle für WikiLeaks-Geheimnisse, -Dokumente, -Gerüchte."

Gerüchte, das muss man wissen, sind Gakwers Metier. Auf Seiten wie Valleywag.com waschen Gawker-Redakteure Schmutzwäsche, spekulieren munter über das Innenleben von Menschen, Firmen und Firmenmenschen. Für Wikileakileaks.org suche man nun Information über den Gründer Julian Assange, Polizeidokumente zu den Vorwürfen der Belästigung in Schweden, allgemein Mails von Assange, persönliche Erlebnisse mit ihm…

Auch über die Finanzen von WikiLeaks möchte man bei Gakwer gerne mehr wissen. Wer dahinter steckt, mit welchen Medien WikiLeaks zusammenarbeitet und welcher Leak als nächstes dran ist. Kurz: Gawker hätte gerne immer als erstes die tollen WikiLeaks-Geschichten - WikiLeakiLeaks.org ist nichts anderes als eine Tippgeber-Stelle für neue Lästerblog-Einträge. Die bisher dort eingetragen "Leaks" sind deswegen auch nicht viel mehr als längst bekannte WikiLeaks-Beiträge auf Gawker-Seiten oder anderen Nachrichtenangeboten im Netz - noch nicht einmal medial wichtig.

Was dagegen hinsichtlich WikiLeaks noch Wellen schlagen könnte, ist, was Sonia Sotomayor, Richterin am Obersten Gerichtshof der USA, in einer Fragestunde vor US-Studenten erklärte: Angesichts der bei WikiLeaks veröffentlichten Militärdokumente aus dem Afghanistankrieg werde sich das Supreme Court "sehr gewiss" mit dem Thema Meinungsfreiheit und Sicherheit auseinandersetzen müssen. Wie der "Guardian" schreibt, erklärte Sotomayor, dass das Gleichgewicht zwischen nationaler Sicherheit und Redefreiheit "in dieser Gesellschaft ständig ausgefochten werden müsse. Dass das Supreme Court dabei natürlich nicht per se "pro Sicherheit" stimmt, bewies es 1971: Damals lehnte es das Gesuch des Pentagons ab, der "New York Times" die Veröffentlichung einer Geheimstudie über den Vietnamkrieg zu untersagen.

Google startet eigene Nachrichtensendung
Auch das noch: Google versucht sich an einer eigenen Nachrichtensendung auf YouTube. Natürlich ist Google Beat kein "Ernste Nachricht, nationale Nachricht, lustige Nachricht, Sport, Wetter"-Format. Google Beat ist vielmehr die Nachrichten-ähnliche Televisionierung der Google-Trends, also der meistgesuchten Begriffe bei Google in einem bestimmten Zeitraum. Jede Woche wolle man nun die drei, vier Trend-Suchwörter vorstellen und mit etwas Nachrichtlichem anreichern: Warum suchen die Amerikaner derzeit vor allem nach "Egg recall" (Eier-Rückruf)? Weil Milliarden Eier zurückgerufen werden.
Kurzurteil: Weiterklicken.

Indien gibt Blackberry-Schonfrist
Zwei Monate lang will sich die indische Regierung anschauen, wie ernst es Blackberry-Hersteller Reasearch in Motion (RIM) mit "gewissen Vorschlägen für einen rechtmäßigen Zugriff der Strafverfolgungsbehörden" auf Blackberry-Daten meint. Das teilte die Pressestelle der indischen Regierung nun in einer Stellungnahme mit. Die indische Telekommunikationsbehörde solle außerdem in einer Machbarkeitsstudie herausfinden, ob alle Blackberry-Dienste über einen in Indien aufgestellten Server laufen könnten - sprich: ob alle indische Blackberry-Kommunikation zwecks Terrorbekämpfung (und wer weiß, was sonst noch) angezapft werden könnte.
Laut "New York Times" hat RIM mehr als eine Million Blackberry-Kunden in Indien.

Chatroulette 2.0 - und nichts ist anders
Das Nerd-Blog Tech.blorge.com hat sich das neue Chatroulette 2.0 genauer angeschaut - und schnell aufgegeben. Von den von Chatroulette-Erfinder Andrej Ternowskij versprochenen Aufräumarbeiten ist nicht viel zu spüren. Zwar ist die Seite hübscher, minimaler, konfigurierbarer - daran, dass jeder dritte Cam-Kontakt aber ein Sex- oder Greuelvideo ist, habe sich nicht viel geändert. Blorges Urteil: Weg mit dem Dreck, sonst heißt es bald Weg mit Chatroulette.

Sortierfunktion für Google Mail
Google krempelt die Inbox um - nach einem genial einfachen Prinzip: Zukünftig will Google Mail erkennen, welche Mails wichtig sind und diese hervorgehoben anzeigen. Anhand der jeweiligen Mail-Gewohnheiten, anhand von Stichworten und in E-Mails abgebildeten sozialen Netzwerken will Google Mail künftig die wichtigen von unwichtigen Mails unterscheiden können. Der jeweilige Kontoinhaber kann dem System darüber hinaus selbst beibringen, welcher Typ Mail künftig wichtig ist. Das funktioniert wie ein automatischer Spam-Filter, den man erst anlernen muss.

Mashable hat's ausprobiert und ist begeistert: "Priority Inbox", so heißt das neue System in der englischen Testversion, "ist zwar nicht perfekt, aber ein dramatischer Schritt in Richtung Lösung des Problems." Das Problem, das seien die vielen Hundert E-Mails, die täglich in der Redaktion eingehen und von denen doch in Wirklichkeit nur wenige wichtig sind. Die hervorzuheben und damit lästige E-Mail-Wühlerei zu vermeiden, das schaffe "Priority Inbox". Ein [ame="http://www.youtube.com/watch?v=5nt3gE9dGHQ"]Google-Video erklärt, warum und wie[/ame].

Quelle: spiegel.de