Die Hatz auf Republikflüchtige

Den 20. Jahrestag der Deutschen Einheit kann man jetzt mit einem äußerst fragwürdigen Computerspiel feiern: In 1378 (km) wird man zum Grenzsoldaten, der auf Republikflüchtlinge schießt. Kritiker sind von der in dieser Form vermittelten Geschichte nicht begeistert.


Das Computerspiel 1378 (km) widmet sich der ehemaligen 1378 Kilometer langen Grenze quer durch Deutschland. Foto: dpa
Es klingt makaber, ist aber trotzdem wahr: In dem Computerspiel 1378 (km), das die Karlsruher Hochschule für Gestaltung entwickelt hat, kann der Spieler wählen, ob er lieber Grenzsoldat oder Republikflüchtling sein will. Das interaktive 3D-Spiel widmet sich der 1378 Kilometer langen ehemaligen Grenze quer durch Deutschland.
Kurz vor dem 20. Jahrestag der Deutschen Einheit stellte Entwickler und HfG-Student Jens M. Stober das Spiel am vergangenen Dienstag vor. Ziel des Spiels soll es sein, auf neue Art und Weise das Interesse der jungen Generation «zur Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte» zu wecken, so Stober. Der Entwickler erklärt weiter: «Über ein Computerspiel kann man Jugendliche besser erreichen.»
Spiel lässt ernsthaften Umgang mit der deutschen Geschichte vermissen
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen: Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, nannte die Herangehensweise des Spieles «geschmacklos» und «ungeeignet» für die Vermittlung dieser historischen Tatsachen. «Die Ernsthaftigkeit dessen, was sich damals an der Grenze abspielte, kann man so nicht darstellen.» Wie Klausmeier betont, könne er es im Namen von Maueropfern und ihren Angehörigen nicht gutheißen, dass in dem Spiel Menschen «abgeballert» werden.
Auch die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) in Berlin kritisiert das Computerspiel und hält es für einen «Beitrag zur Enthemmung und Brutalisierung der Gesellschaft», dass niederste Instinkte bedient. In einem Protestschreiben hatte sich die UOKG an den Rektor der Hochschule, Peter Sloterdijk, gewandt. Auch die Landesmedienanstalt Baden-Württemberg hat sich mittlerweile eingeschaltet: Sie will das Spiel nun prüfen.

Trotz der harschen Kritik von mehreren Seiten, gehört das Spiel zu den sogenannten Serious Games mit einem ernsthaften Vermittlungsanspruch. Sie sollen nicht nur Zeitvertreib bieten und Spaß machen, sondern auch Wissen oder Lernstoff vermitteln. 1378 (km) soll am kommenden Sonntag, dem Tag der Deutschen Einheit, als kostenloses Online-Game veröffentlicht werden.
Der Spieler in dem interaktiven Geschehen wird an verschiedene Abschnitte der innerdeutschen Grenzabschnitte im Jahr 1976 versetzt und kann dort wahlweise seine Flucht aus der DDR nachspielen oder sich als Grenzsoldat auf die Jagd nach Republikflüchtlingen machen. Das Spiel versucht möglichst präzise, die damalige Situation und geschichtliche Wirklichkeit zu rekonstruieren.
Was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack, wenn man weiß, nach welchem Spielprinzip die Punkte gesammelt werden: Zu den Spielsituationen gehören Verhaftung und Gefängnis für den Flüchtling, Auszeichnungen für die Grenzsoldaten, oder aber - wenn der Grenzer zu oft schießt und Flüchtlinge tötet - auch Mauerschützenprozesse im Jahr 2000. Durch ein Punktesystem werden politische und soziale Aspekte berücksichtigt. Gibt es zu viele Tote an der Grenze, steigt der politische Druck auf die DDR, und die Punkte auf dem Konto der Grenzsoldaten verringern sich. Verschont er den Flüchtling, sammelt er Punkte. Ob diese Aspekte eine pädagogische Relevanz besitzen, bleibt fraglich. Eine öffentliche Präsentation des umstrittenen Computerspiels wurde mittlerweile abgesagt.
Quelle: Makaberes Online-Game | Die Hatz aufRepublikflüchtige | Technik-Nachrichten | news.de

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Mich wundert, das es dazu noch kein Beitrag bei Free-Hack gibt. Naja würde mich mal interessieren wie ihr das Game findet. Wie schon in den Taliban-Thread angemerkt, ist es mir so etwas ziemlich egal. Wenn jemand meint dazu ein Spiel zu machen, soll er es tun. Letztendlich liegt es ja beim Programmierer. Ich finde an den Spiel auch nichts verwerfliches.