Erfolg gegen mexikanisches Drogenkartell
Mutmaßlich entführter "Anonymous" offenbar wieder frei

Die Internet-Aktivisten von "Anonymous" haben offenbar einen Erfolg gegen das mexikanische Drogenkartell "Los Zetas" erzielt. Das mutmaßlich entführte "Anonymous"-Mitglied sei freigelassen worden, heißt es auf Internet-Seiten, die der Gruppe zugeschrieben werden. Die Hackergruppe hatte den "Zetas" damit gedroht, Namen von Drogengangstern zu veröffentlichen, sollte der Internet-Aktivist nicht bis zum 5.11. freikommen.

Von Martin Polansky, ARD-Hörfunkstudio Mexiko


Screenshot aus einem Youtube-Video: Der Sprecher ist im Guy-Fawkes-Kostüm, dem Markenzeichen von "Anonymous"

"Anonymous" hat offenbar ihr Ziel erreicht. In Twitter-Meldungen, Blogs und einer Video-Botschaft wird die Nachricht im Internet verbreitet: "Unser Mitstreiter, der von den 'Zetas' entführt wurde, ist frei. Wir haben seine Identität inzwischen überprüft. Er ist zwar angeschlagen, aber ansonsten gesund und in Sicherheit."
Die Internet-Aktivisten hatten dem mexikanischen Drogenkartell "Zetas" damit gedroht, Namen und Adressen von Leuten im Netz zu veröffentlichen, die mit den Zetas zusammenarbeiten. Und "Anonymous" setzte eine Frist: Bis zum 5.11. müsse das entführte Mitglied freigelassen werden.
Eine Art Kriegserklärung im Internet. Die Drohung, Namen von Drogengangstern im Netz bekannt zu machen, könnte tödlich sein. Die Kokainkartelle in Mexiko liefern sich einen brutalen Krieg untereinander - mit bisher mehr als 40.000 Ermordeten.

Zehn Tote gegen einen Namen
Nach der Freilassung will "Anonymous" nun auf die Veröffentlichung verzichten, so heißt es zumindest in den Blogs, die der Gruppe zugeschrieben werden. Angeblich hatten die "Zetas" den Internet-Aktivisten damit gedroht, für jeden veröffentlichten Namen zehn Menschen umzubringen.
Aber vieles über die genauen Umstände ist unklar: Die mexikanischen Behörden halten sich bedeckt. Sie wollen nicht einmal bestätigen, dass ein Internet-Aktivist entführt wurde.
Barret Brown gilt als ein ehemaliger Sprecher von "Anonymous". Er sagt, die Aktion sei echt: "Es sind Mexikaner, die diese Operation begonnen haben. Sie arbeiten mit großer Vorsicht, um sich selbst zu schützen - und auch Sorgfalt, was die Namen angeht, die rausgegeben werden sollten. Quellen und Dokumente werden genau überprüft."

Blog-Debatte über das Verhalten von "Anonymous"
In den einschlägigen Blogs wird inzwischen kontrovers diskutiert, ob "Anonymous" auf die Veröffentlichung der Namen verzichten darf. Manche sagen ja: Es gehe darum, ein Blutvergießen zu verhindern. Andere kritisieren, dass sich "Anonymous" zum Komplizen der "Zetas" mache. Wenn die Gruppe Informationen über Drogengangster habe, dürfe sie diese nicht verheimlichen.
Cyberkrieg ganz real. Die Internet-Aktivisten haben offenbar Informationen, die Drogenkartelle aber die Maschinengewehre. Das gefährliche Spiel ist erst einmal abgeblasen.

Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/anonymous112.html