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Britischer Provider zieht den Stecker bei Filesharern
Abgeschaltete Verbindung wird gegen Schuldeingeständnis wieder aktiviert Wenn Surfer in Mittelengland unrechtmäßig urheberrechtlich geschützte Dateien tauschen, kappt ihnen ihr Provider ohne Vorwarnung die Internetverbindung. Was Kritiker auf die Barrikaden treibt, hält der Anbieter für verantwortungsvoll.
Die Musikindustrie träumt davon, Frankreich will sie um jeden Preis durchsetzen - in Mittelengland gibt es die umstrittenen Internetsperren für Filesharer schon länger: Kunden, die illegal urheberrechtlich geschützte Dateien über das Internet tauschen, sperrt der in Hull ansässige Provider Karoo den Zugang, berichtet die BBC.
Karoos Praxis ist noch strenger als die von der Musikindustrie geforderte abgestufte Reaktion, auch Three Strikes genannt, welche die französische Loi Hadopi vorsieht: Benachrichtigt ein Rechteinhaber, etwa eine Plattenfirma, Karoo, dass einer von dessen Kunden illegal Dateien über das Internet verbreitet, prüft der Provider diese Angaben. Erweisen sie sich als wahr, fackelt Karoo nicht lange und sperrt dem Nutzer den Netzzugang. Die abgestufte Reaktion dagegen sieht vor, dass ein Nutzer mehrere Warnungen erhält, bevor sein Internetzugang gesperrt wird.
Im Wiederholungsfall kostet der Wiederanschluss
Damit das Unternehmen den Zugang wieder aktiviert, muss der Nutzer sich schriftlich bereit erklären, künftig nicht mehr gegen die Nutzungsbedingungen zu verstoßen. Diese erklären unter anderem die Verletzung des Urheberrechts für nicht akzeptabel. Verstößt ein Nutzer dagegen, behält sich Karoo vor, "eine Netzwerkverbindung oder Netzwerkverbindungen ohne Benachrichtigung" zu unterbrechen oder zu beenden. Beim ersten Mal ist der Wiederanschluss kostenlos. Im Wiederholungsfall bittet Karoo den Nutzer mit 30 britischen Pfund, umgerechnet knapp 35 Euro, zur Kasse, so die Tageszeitung Guardian.
Eine Nutzerin namens Andrea Robinson berichtete der BBC, dass ihr Zugang ohne Warnung gesperrt worden sei. Auf dem Bildschirm sei die Meldung erschienen, ihr Passwort sei nicht mehr gültig. Zwei Tage später erhielt sie ein Schreiben des Providers, indem sie über die Sperrung benachrichtigt wurde. Sie habe eine digitale Kopie des neuesten Terminator-Films über Bittorrent heruntergeladen, so die Begründung.
Online gegen Schuldeingeständnis
Karoo forderte sie auf, im Untenehmenssitz zu erscheinen, um die Angelegenheit zu klären. Dort wurde ihr ein Formular vorgelegt, das sie unterschreiben sollte, damit ihr Zugang wieder freigeschaltet wird. "Unterm Strich stand da: 'Wenn ich meine Schuld eingestehe, schaltet ihr meinen Zugang wieder frei'. Das habe ich nicht unterschrieben, sondern bin gegangen. Ich bin immer noch offline", sagte Robinson der BBC.
Das Unternehmen selbst hält dieses Vorgehen für akzeptabel. "Meines Erachtens nach ist das ein verantwortungsvolles Vorgehen, weil wir die Leute davor bewahren, etwas Illegales zu tun", sagte Nick Thompson von der Karoo-Mutter Kingston Communications der BBC. Tatsächlich sei das gar nicht im Interesse des Unternehmens, da die Kunden in der Zeit, in der ihr Zugang gesperrt ist, nichts bezahlen.
Kritiker sind da anderer Meinung. ""Es ist komplett unfair, Nutzer ohne Warnung den Internetzugang zu sperren", klagte Jim Killock von der Bürgerrechtsorganisation Open Rights Group. Das dürfe, wenn überhaupt, nur durch ein Gericht beschlossen werden. Der Blogger und Autor Cory Doctorow hält Internetsperren sogar für völlig inakzeptabel. "Über das Internet bekommen wir medizinische Informationen, wir halten Kontakt mit unserer Familie. Wir arbeiten damit, wir kontaktieren darüber unsere Politiker. Offline gesetzt zu werden ist eine furchtbare Strafe",, sagte Doctorow im Frühjahr im Interview mit Golem.de.
Robinson und anderen Betroffenen, von denen einige laut BBC bereit seit zwei Jahren offline sind, nutzt das wenig. Denn sie haben keine Alternative: Karoo ist der einzige Zugangsprovider im Raum Hull.
Quelle: golem.de
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