Die größte Videoplattform im Internet dient längst nicht mehr ausschließlich dazu, eigene Videos hochzuladen oder solche anderer User anzusehen. Inzwischen nutzen immer mehr Nutzer von YouTube die Seite als virtuelle Musikbox. Ganz gleich ob "Yellow Submarine" der Beatles aus dem Jahr 1969, oder Katy Perrys "Hot N Cold" - ein Klick genügt und schon kommt man in den Genuss des gewünschten Songs. Dies stellt natürlich einen großen Dorn im Auge der Musikindustrie dar; jederzeit kann sich das eigentlich urheberrechtlich geschützte Material angesehen und angehört werden - ohne dass auch nur ein einziger Cent dafür gezahlt wird.
Um dem entgegenzuwirken, bekommt man durch YouTube derzeit einen kleinen Einblick, was in Zukunft das Bild des Internets bestimmen könnte, denn das Videoportal hat scheinbar eine neue Methode entwickelt, um Copyright-Verletzungen zu verhindern. Bisher diente ein so genanntes "Digital Fingerprinting"-Verfahren dazu, automatisch urheberrechtlich geschützte Musik zu erkennen. Große Musiklabels konnten sich an den Werbeeinnahmen auf der entsprechenden Seite des Clips beteiligen, um so ein Stückchen des Kuchens abzubekommen oder wahlweise das Video auf YouTube löschen lassen. Einigen Plattenfirmen genügte diese Art der Entlohnung offensichtlich nicht; so veranlasste Warner Music Ende Dezember letzten Jahres die Löschung aller Musikvideos, Verhandlungen mit der Google-Schwester scheiterten. "Man könne Bedingungen nicht hinnehmen, nach denen Künstler und Plattenfirmen nicht angemessen und fair entlohnt würden", hieß es in einem "Spiegel Online"-Bericht seitens Warner.
Links zum Thema
- Ein Beispiel für ein verstummtes Video bei YouTube
- Verhandlungen gescheitert: YouTube muss Musikvideos löschen
Verstummen jetzt hunderte Videos?
Die neueste Offensive der Videoplattform trifft vor allem etliche Fanvideos oder so genannte Mash-Ups, bei denen mehrere Songs zu einem neuen Werk zusammen gemixt werden; so sperrt YouTube einfach die Tonspur von Videos, bei denen die Nutzung von Rechteinhabern untersagt wird. Was übrig bleibt, sind bereits jetzt hunderte Musikvideos, die einfach stumm geschaltet wurden und außer der Videospur und dem Texthinweis "Dieses Video enthält einen Audiotrack, dessen Verwendung nicht von allen Urheberrechtsinhabern genehmigt wurde. Der Audiotrack wurde deaktiviert" nichts mehr wiedergeben.
Im Gegensatz zu bisher gelöschten, reinen Musikvideos, beginnt die Zensur nun direkt am "User Generated Content", welcher ursprünglich als Aushängeschild der Clipseite diente. Sollten sämtliche User-Videos, die urheberrechtlich geschütztes Material beinhalten nun zukünftig ohne Ton auskommen müssen, wird ein Großteil des YouTube-Angebots im wahrsten Sinne des Wortes verstummen und mit ihm ein Stück moderne Internetkultur.