Trotz des Debakels gegen Deutschland im Viertelfinale der Weltmeisterschaft wurde dem Nationalteam in Buenos Aires ein rauschender Empfang bereitet. Die Fans wünschen sich den 49-Jährigen weiter als Trainer – doch der will nicht mehr.
Buenos Aires/Düsseldorf Man hatte schon ein klitzeklein wenig Mitleid mit Diego. Wie sollte er sich denn nun jemals wieder nach Hause trauen? Viertelfinale gegen Deutschland. Null zu Vier. Debakel. WM vorbei. Adiós Argentina. Maradona wäre nicht Maradona, wenn er nicht auch eine Niederlage auf großer Bühne ausgiebig zelebrieren würde. In den Katakomben des Stadions soll er ein paar ganz dicke Tränen verdrückt haben. Glücklicherweise hat er an der Schulter seiner Tochter ausreichend Trost gefunden. Er hat sein Schicksal also fast ganz tapfer ertragen und sich auch prompt in den Flieger in Richtung Buenos Aires gesetzt.
Maradona selbst hat sich wohl auf einen recht stürmischen Empfang in der Heimat vorbereitet. Schließlich hatte er seinen Landsleuten mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein doch den Titel versprochen. Die Menschen vor dem Flughafengelände zeigen auf einem Transparent eine unmissverständlich versöhnliche Botschaft: "Geh nicht, Diego!". Das argentinische Nationalteam und vor allem Alleinunterhalter Maradona werden in Buenos Aires erst gar nicht in die Verlegenheit gebracht, demütig das eigene Scheitern eingestehen zu müssen. Die Anhängerschaft sieht großzügig über den letzten Auftritt hinweg und bereitet dem Team trotz allem einen rauschenden Empfang.
Doch Maradona selbst will offenbar nicht mehr länger Anführer der Albiceleste sein. "Das war es, meine Zeit ist vorüber. Ich habe alles gegeben, was ich konnte", sagt der 49-Jährige in einem TV-Interview. In der Nacht vor dem Rückflug, will die Sportzeitung "Olé" herausgefunden haben, bekam Maradona Besuch von Lionel Messi, Carlos Tévez und Mario Bolatti auf seinem Hotelzimmer. Das Trio versuchte ihn davon zu überzeugen, doch noch weiterzumachen. Wirklich erfolgreich war das Werben indes nicht. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis Juli 2011. Jetzt wird hinter den Kulissen eifrig verhandelt – über die Höhe der Abfindung für "Dieguito". Beim ersten Länderspiel der Selección nach dem Turnier (11. August gegen Irland) wird es einen Neuanfang geben.
Maradona ist es in den vergangenen eineinhalb Jahren seiner Amtszeit nicht gelungen, eine Mannschaft zu formen. Argentinien, das hat Bundestrainer Joachim Löw angedeutet, bestehe aus Einzelteilen, die zusammen nicht aufeinander abgestimmt seien. Vorneweg Messi, der von Maradona als Ikone inszeniert wurde, der allerdings nicht vermochte, die Teamkameraden wie im Viertelfinale gegen Deutschland mitzuziehen. Messi gelang kein einziges Tor während seiner Auftritte in Südafrika.
Schuld hat auch Maradona selbst, der mitunter eine spektakulärere Show abseits des Rasens lieferte. In den 13 Pflichtspielen unter ihm konnten seine Auserwählten kein Spiel gewinnen, bei dem sie in Rückstand geraten waren.
Maradona hat verloren, ein Verlierer ist er für die meisten Argentinier aber auch trotz seines Rücktritts als Nationaltrainer nicht.
Quelle: RP-Online.de