Ghostmaster ist ein Spiel ganz besonderer Art. Man könnte es wohl am ehesten als eine Mischung aus "Die Sims" und "Dungeon Keeper" bezeichnen, spielerisch unterscheidet es sich aber trotzdem sehr stark von diesen beiden Titeln. Die Aufgabe des Spielers besteht zumeist darin, in den 13 verschiedenen vorgegebenen Szenarien mit der Hilfe einer kleinen Geisterarmee die anwesenden Menschen zu erschrecken und damit zu verjagen. Unsere durchsichtigen Freunde sind nicht nur zum Vertreiben von Sterblichen zu gebrauchen, in manchen Missionen muss man z.B. auch bei der Aufklärung eines Mordes helfen um erfolgreich zu sein.
Die meisten der vorgegebenen Aufgaben können nur mit Hilfe zusätzlicher Geister, welche in den Leveln gefangen sind, erledigt werden. Um diese armen Seelen zu befreien muss man sich oft etwas ganz besonderes einfallen lassen. Wenn man erfolgreich ist, schließen sich diese Geister unserer Sache an und stehen ab sofort im aktuellen Level und für spätere Einsätze zur Verfügung. Diese zusätzlichen Geister haben dann meist genau die entschiedene Fähigkeit um uns dem eigentlichen Missionsziel näher zu bringen. Jeder der insgesamt 50 unterschiedlichen Geister hat nämlich ganz besondere Fähigkeiten, welche im Laufe des Spiels auch noch erweitert werden können. Auch sind die Geister nur an bestimmten Stellen einsetzbar und können nicht beliebig im Level platziert werden. Manche Geister können z.B. nur außerhalb von Gebäuden eingesetzt werden, andere wiederum sind an elektronische Geräte gebunden. Dementsprechend sind auch ihre Fähigkeiten ausgelegt: Manche Geister können Menschen mit Gesang anlocken oder anderweitig ihr Verhalten beeinflussen, andere sind dafür auf blanken Horror ausgelegt und haben nur einen Zweck: Die armen Sterblichen bis auf die Knochen zu Schocken! Aber auch die Umgebung kann mit den Fähigkeiten unserer Geister beeinflusst werden: Manche Zauber lassen Glas zerspringen, Mauern einstürzen oder setzen elektrische Geräte außer Gefecht. Um nicht gleich zu Beginn eines Level die sprichwörtliche Hölle losbrechen lassen zu können, gibt es eine Begrenzung der gleichzeitig einsetzbaren Fähigkeiten. Diese verbrauchen nämlich alle sogenanntes Ektoplasma, welches wir automatisch durch das Erschrecken der Menschen ansammeln. Es ist also zu Beginn eines Abschnitts ganz Sinnvoll erst mal mit kleineren, aber effektiven Zaubern unser Ektoplasma aufzustocken, bevor man mit wirklich harten Geschützen an den Start geht. Sollte man vor lauter Spuk zu viel Plasma verbrauchen, kann man nicht benötigte Geister zurück auf die Reservebank schicken um diese später erneut an anderer Stelle einsetzen zu können. Die im Spiel auftretenden Menschen verfügen übrigens alle über eine kleine Biographie aus der hervorgeht, wovor sie Angst haben, oder wo ihre Schwächen liegen - für uns als Geistermeister eine ziemlich wichtige Information.
Die Kombination aus all diesen Möglichkeiten machen dieses äußerst innovative Spiel aus und geben so manchem Szenario eine enorme Spieltiefe. Da wir die anwesenden Menschen nicht selber steuern können, ist es nötig, sie durch die Kräfte unserer Geister das tun zu lassen was wir wollen. Hier ist eine große Kombinationsgabe gefordert, viele Rätsel sind nicht auf Anhieb zu durchschauen und man wird mit Sicherheit an vielen Stellen hängen bleiben. Zwar kommt man oft nach einigen Versuchen auf die Lösung, ein verzweifelter Blick in die Komplettlösung ist aber fast schon vorprogrammiert. Hier hätte man mehr interaktive Hilfefunktionen einbauen können um es dem ungeübten Spieler leichter zu machen. Ein ganz besonderer Punkt ist das Nichtvorhandensein einer Speicherfunktion. Ja richtig, in den oft relativ lang geratenen Szenarien ist das Speichern nicht möglich. Nur der Fortschritt von Mission zu Mission wird gespeichert, im Spiel selbst ist dies nicht möglich. Die Entwickler werden sich diese Entscheidung sicherlich gut überlegt haben, höchstwahrscheinlich wäre das Spiel mit Speicherfunktion zu einfach geworden. Dennoch sind wir darüber etwas enttäuscht, schließlich benötigen manche Aufgaben schon bis zu einer Stunde und wenn man kurz vor Schluss aufhören muss, kann eine fehlende Speicherfunktion sehr ärgerlich werden.
Das Team von Sick Puppies hat sich viele humorvolle Stellen und Gags einfallen lassen um besonders die Gruselfilmfans unter den Spielern zu überraschen. So ist selbstverständlich die Horror-Hütte und das "Buch des Todes" aus "Tanz der Teufel" enthalten, genauso wie der Wald aus "Blair Witch Project". Mit liebevollen Details hat man in der 3D-Grafik nicht gegeizt, man merkt genau, das hier viel Arbeit drinsteckt. Vor allem das Design der Geister überzeugt und ihre witzigen Geschichten, die man im Laufe des Spiels immer mehr kennen lernt, schaffen viel Atmosphäre. Zwar ist die Grafikengine nicht ganz ruckelfrei und hätte ein paar hochauflösendere Texturen gebrauchen können, ihren Zweck erfüllt sie aber dennoch sehr gut. Die Steuerung ist trotz riesigem Funktionsumfang sehr gut gelungen, es fällt sehr leicht sich durch die Örtlichkeiten zu bewegen und die einzelnen Geister zu instruieren. Das Menüsystem und die gesamte Benutzeroberfläche hätten zwar etwas schöner Aussehen können, aber auch hier zählt die Funktion mehr als der optische Eindruck.