Das Adjektiv "gedankengesteuert" war bei bisherigen Armprothesen nur eingeschränkt anwendbar: Sie erhielten ihre Steuerbefehle nicht unmittelbar vom Gehirn, sondern über die motorischen Nerven im Armstumpf oder über Muskelaktivitätssignale in der Brust. Das will ein Forschungskonsortium in den USA nun ändern, es schickt sich an, eine Armprothese namens "Modular Prosthetic Limb" tatsächlich direkt mit demjenigen Teil der Großhirnrinde (Kortex) zu verbinden, der für die Steuerung von Bewegungen zuständig ist.

Das ist aber noch nicht alles, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe: Der Kunstarm soll nämlich auch einige der Sinneseindrücke zum Gehirn zurückleiten, die sonst Rezeptoren in der Haut vermitteln: Druck, Vibrationen und die Struktur von Oberflächen. "Wir haben dabei vor allem auch die vom Hals abwärts gelähmten Patienten im Blick, weil sie am meisten davon profitieren würden", sagt Michael McLoughlin von der Johns Hopkins University in Boston, der das Projekt koordiniert. "Anders als Patienten, denen nur ein Arm amputiert wurde, sind derart Gelähmte bisher vollständig auf die Hilfe anderer angewiesen."

Dem Konsortium um McLoughlin gehören Wissenschaftler der Johns Hopkins University und Kollegen an den Universitäten von Pittsburgh, Chicago und Utah sowie dem California Institute of Technology an. Industriepartner sind die Unternehmen Blackrock Microsystems und HDT Engineered Technologies. Die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums, die DARPA, fördert mit 34,5 Millionen Dollar.

(Quelle: heise.de/16.08.2010)