Die Flüchtlingsdebatte demonstriert wieder einmal dass die meisten Menschen zu eingeschränkt sind um mal über den Tellerrand hinaus zu blicken und sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Dazu gibt es noch genug Interviews worin Asylwerber das sagen, worauf man leicht kommen könnte. Und zwar dass niemand freiwillig aus seinem Land zieht und dort alles zurück lässt. Ihnen geht es nicht darum in einem gewissen Land zu sein, sondern nur darum nicht mehr in ihren Land zu sein.

Aber ich kopiere euch mal ein paar Antworten auf wiederkehrende Fragen/Aussagen.

Zitat Zitat von Marc Lenz
1. Frage/Statement:
Warum helfen wir denn nicht lieber Deutschen Obdachlosen ?

Antwort a):
Es ist ein ganz billiger Trick zwei hilfsbedürftige Gruppen gegeneinander auszuspielen. Niemand der Flüchtlingen helfen will hat was gegen Obdachlosenhilfe. Das ist genauso also ob man einem Feuerwehrmann vorwirft, dass er seine Zeit mit Feuer löschen verschwendet anstatt als Rettungssanitäter zu arbeiten ! Wahlweise kann man hier Obdachlose gegen Rentner oder Kinder ersetzen.

Antwort b):
Erstmal sind hier wohl die gemeint, die auf der Straße leben und nicht die, die vom Staat Wohnraum gestellt bekommen (das ist bei den meisten Wohnungslosen der Fall). Es gibt in Deutschland etwa 20.000 Menschen(*1) die auf der Straße leben. Die meisten leben dort, weil sie durch weitergehende Probleme (Drogen, Alkohol, etc.) nicht in Maßnahmen vermittelt werden können(*2). Sollte jemand in irgendeiner Stadt einen Obdachlosen kennen, der unterstützungsfähig ist und nicht geholfen bekommt, kann er in max. 15 Min im Internet den passenden Kontakt finden. Geld oder mangelnde Zuwendung vom Staat sind hier nicht das Problem - diese Schicksale sind viel komplexer.

2. Frage / Statement:
Deutschland hat 2.1 Billionen € Schulden, wir sollten das Geld lieber für Deutsche ausgeben und unsere Schulden abbezahlen.

Antwort a):
Erstmal ein paar Eckdaten: Bund, Länder und Gemeinden haben im Jahr etwa 680 Milliarden Euro Steuereinnahmen (*3,*4). Alleine vom Bundeshaushalt 2015 (302 Milliarden gesamt) geben wir 125 Milliarden für Arbeit und Soziales aus, das entspricht 42% (*5). Zur Tilgung der Staatsschuld zahlt der Bund jährlich etwa 25 Milliarden (*5). Die Ausgaben von Bund, Ländern und Kommunen für Asylbewerber liegen 2015 prognostiziert bei 2,2 Milliarden (*6), das entspricht 0,3% der Steuereinnahmen.
Mal als Vergleich: die Deutschen geben im Jahr 15 Milliarden für Süßigkeiten aus (*7)...
Kosten für Flüchtlinge sind für unseren Staatshaushalt und die finanziellen Mittel der Deutschen ein nicht wirklich relevanter Posten.


Antwort b):
Der Staat kann nicht einfach Schulden abbezahlen. Staatsschulden entstehen durch Staatsanleihen mit einer definierten Laufzeit. Selbst wenn wir die 2 Milliarden für Flüchtlinge einsparen würden, könnten wir sie nicht in die Schuldentilgung stecken. Alternativ könnte man die Steuern senken. Eine 4-Köpfige Familie zahlt im Jahr durchschnittlich 30.000€ Steuern (*8). Könnte also pro Person pro Monat 1,88€ sparen.
Mal als Vergleich: Würde es keine Schwarzarbeit in Deutschland geben, könnte für jeden der 42 Mio Erwerbstätigen (*9) die Steuer im Monat um 129,-€ (bzw. ~64,50€ pro Einwohner um vergleichbar zu bleiben) gesenkt werden (*10). Wenn es ums Sparen geht, hätte ich da also andere Prioritäten anzubieten.

3. Frage / Statement:
Im Umkreis von Asylantenwohnheimen gibt es Kriminalität und Probleme.

Antwort a):
Es gibt keine belastbaren Zahlen und Statistiken zu diesem Thema. Die Kriminalstatistik unterscheidet nur zwischen Ausländern und Deutschen. Weiterhin werden bei den im Umlauf befindlichen Schätzungen über Asylbewerber auch Verletzungen des Ausländer- und Asylrechts
(den zugewiesenen Bezirk verlassen, etc.), sowie Marihuana in den Einrichtungen u.Ä. mitgezählt. Diese haben keine Auswirkung auf die Nachbarschaft. Schaut man in die Statistik sieht man jedoch, dass im Anteil der Straftaten von Ausländern die typischen Flüchtlingsherkunftsländer unterdurchschnittlich vertreten sind (*11).

Antwort b):
Klar ist, wenn man eine größere Anzahl von Menschen (überdurchschnittlich viele Junge Männer) über Monate bis hin zu Jahren auf engen Raum in Behelfsunterkünfte steckt und ihnen verbietet zu arbeiten oder sich anderweitig sinnvoll zu beschäftigen, sogar ehrenamtliche Tätigkeiten sind wegen der Versicherung ein Problem, kombiniert mit zum Teil traumatischen Biografien, dann sind einige Probleme vorprogrammiert. Der Fehler liegt hier nicht am schlechten Charakter der Asylbewerber, sondern an den
langen Zeiten bis zur Entscheidung über den Asylantrag und den schwierigen Unterkünften. Jetzt kann man sogleich in die Behördenschelte einsteigen aber auch hier muss man sehen, dass das Deutsche Behördensystem im Grundsatz korruptionsverhindernd aufgebaut ist. Entsprechend komplex und z.T. bürokratisch sind nun mal einige Strukturen. Und wie es endet wenn es nicht so ist, kann man in Griechenland sehen. Dezentral wäre hier eine Lösung aber welcher Kommunalpolitiker tut sich das Spektakel der Menschen, die nur ihre Meinung äußern und auf keinen Fall als Rechts eingestuft werden wollen denn mehrfach an. Klar ist auch, da wo durch die Bürger und Gemeinden kooperiert wird, wo Fußballvereine und andere Institutionen Angebote machen und helfen ist das Problem minimiert !

Antwort c):
Einzelfälle kann jeder raus picken. Bei 630.000 Asylanten(*12) werden auch Straftaten begangen. Ebenso wie 2014 bei geschätzte 22.000 Rechtsextremisten (*13) etwa 10.000 rechte Straftaten (*14) begangen wurden (auch hier reicht das Spektrum vom versuchten Totschlag bis zu falsche Fahne am falschen Ort aufgehangen). Es gibt auch genauso Fälle wie in Zauche, wo nach der Eröffnung des Asylantenheimes die Straftaten in der Region zurück gingen (*15*). Es ist nicht rosa-rot aber wer sagt er wüsste das es untragbar schlecht ist, der führt mit Vorsatz in die Irre.

4. Frage / Statement:
Deutschland kann nicht die Welt retten - wir können doch nicht alle aufnehmen.

Antwort a):
Natürlich nicht. Wir können nicht alle aufnehmen. Aber es ist unsere Pflicht so viele wie möglich aufzunehmen und die aktuellen Zahlen kann man so interpretieren, dass wir noch lange nicht an unserer Leistungsgrenze sind. 1992 hatten wir mehr als doppelt so viele Anträge. Es ist genauso als ob man mit seinem Boot an Schiffbrüchigen auf dem Meer vorbei fährt und nur weil man nicht alle in sein Boot nehmen kann, lässt man alle absaufen. Man rettet doch so viel man kann und vielleicht auch noch 1-2 mehr !

Antwort b):
Es sind derzeit ca. 51,3 Mio Menschen auf der Flucht (*15), die größte Zahl seit dem zweiten Weltkrieg. Ca 80% bleiben in der jeweiligen Region. Deutschland hat davon 630.000 aufgenommen. Alle freuen sich heimlich oder offen wenn Diktatoren im nahen Osten gestürzt werden und der eine oder andere denkt: „richtig so“, wenn Kriege gegen Irak oder Afghanistan geführt werden.
Das ein derartiger Umbruch ohne erhebliche Auswirkungen für die Zivilbevölkerung bleibt, kann nur jemand sehr naives übersehen haben.

5. Frage / Statement:
Die meisten sind doch Wirtschaftsflüchtlinge, die kommen doch nur wegen des Geldes hier her.

Antwort a):
die mit Abstand größte Gruppe der Flüchtlinge kommt derzeit aus Syrien (*17) mehr muss man dazu erstmal nicht sagen.

Antwort b):
Du schaust wahrscheinlich gerade in ein Mobiltelefon, Tablet oder einen Monitor, der nur aus drei Gründen für dich erschwinglich war: Es/er wurde in einem Land mit erheblich Lohn- und Wohlstandgefälle zusammengebaut, es/er wurde aus Rohstoffen eines Landes mit erheblichen Lohn- und Wohlstandgefälle gefertigt und es/er wurde von günstigen Arbeitern aus einem Land mit erheblichen Lohn- und Wohlstandsgefälle transportiert.
Gleiches gilt aller Wahrscheinlichkeit nach für deine Kleidung, dein Essen, deinen Kühlschrank, deine Waschmaschine, deine Playstation/Xbox, etc...
Demnach ist das Profitieren von Armut absolut OK aber wenn Menschen vom anderen Ende dieser Kette den Wunsch hegen am Wohlstand teilzuhaben sind sie Schmarotzer Die Logik dahinter entzieht sich mir und auch hier können wir natürlich nicht alle aufnehmen aber eben soviel wie wir können und ganz nebenbei – wir brauchen Zuwanderung.

6. Frage / Statement:
Jeder der hier Kritik übt wird als Rechter oder Nazi eingestuft.

Antwort a):
Mit Nazi hat das nichts zu tun. Der Nationalsozialismus hatte viel mehr widerwärtige Fassetten als Ausländerfeindlichkeit. Allerdings macht es einen schon skeptisch, wenn man wie ich im Zufallsprinzip die Facebook Profile vieler dieser Kommentargebenden betrachtet und feststellt, dass dort die Trefferquote für Bilder von Kampfhunden, Scharfschützen, aktuellen oder Vorgängern der Deutschen Fahne, interessanten Musikgruppen ziemlich hoch ist - versucht es mal. Auch wie jüngst gesehen Bilder von, ich zitiere: "Schluck runter, Schatz. Das Bett ist frisch bezogen", lassen nicht unbedingt Seriosität hinter dem Autor vermuten.
Wer mit den Wölfen heult muss sich nicht wundern, wenn er aus der Ferne für einen Wolf gehalten wird.

Antwort b)
Kritik und Skepsis gegenüber staatlichen Einrichtungen, Medien, der Wirtschaft und im Zweifel auch der eigenen Ehefrau/mann sind erstmal in Ordnung, solange sie im Kern wohlwollend sind. Wenn man nur im Ansatz raus lesen könnte, dass da jemand wirklich um die Stabilität im Land und das Schicksal der betroffenen Flüchtlinge besorgt ist, wäre diese Person sicherlich ernst zu nehmen. Wer als Ziel seiner Kritik die beste Möglichkeit der Unterstützung für Flüchtlinge sucht und dann als Resultat vielleicht auf eine maximale Anzahl kommt handelt verantwortungsvoll. Wer als Ziel möglichst wenig Flüchtlinge aufzunehmen hat und am liebsten keine aufnehmen möchte, der handelt verantwortungslos. Wird einfach nur geschimpft und postuliert es reicht, dann zeugt das nur von Kleingeistigkeit resultierend aus Angst und mangelndem Vermögen komplexe Sachverhalte zu beurteilen. Das kann man dem Einzelnen nicht vorwerfen, denn diese eingeschränkten Fähigkeiten hat man sich nicht ausgesucht. Ich werfe es aber denen vor, die den Intellekt besitzen es besser zu wissen aber diesen dafür einsetzen andere mit dummen Aussagen die vermeintlich die "Wahrheit" sind zu verführen.

und wenn ich schon mal dabei bin abschließend noch etwas:
7. Frage / Statement:
"Ich bin Stolz ein Deutscher zu sein, das darf man ja wohl noch ?"

Antwort:
Stolz kann man auf etwas sein, das man geleistet hat. Konrad Adenauer würde ich diesen Satz vielleicht noch durchgehen lassen. Wer Stolz darauf sein muss Deutscher zu sein, der tut mir leid, dass er nichts anderes geleistet hat. Ich lebe gerne in Deutschland, mir gefällt die Kultur, die Landschaft und auch das Wetter. Aber Stolz bin ich auf meine Kinder, nicht weil ich sie gezeugt habe - das kann jeder, sondern weil ich jeden Tag Kraft in ihre Erziehung stecke. Sofern du kein eingebürgerter Ausländer bist, musstest du gar nichts leisten ein Deutscher zu sein - es wurde dir geschenkt.